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Dienstag, 5. Juni 2012

PICK PICK PICKNICK

Hühner-Philosophie

„Pick Pick Pick­nick“
Premiere am 3.Juni 2012
aufgeführt von kirsch­kern & COMPES im Fundus Theater


GODOT, das Hamburger Theatermagazin schreibt dazu:

Von rechts guckt ein Huhn hinterm türkis-himmelblauen Bühnen­tuch hervor, Heidrun (Judith Compes), gack gack. Von links guckt ein Huhn hervor, gack gack, Gudrun (Sabine Dahl­haus). So beginnt die hoch­ko­mi­sche Geschichte zweier Hühner in der Regie von Gero Vier­huff auf der Bühne des Fundus Thea­ters; 
nach dem Bilder­buch „Ach nein! – Und wenn schon!“ von Rotraut Susanne Berner. 
Während Heidrun immer hinaus ins Freie in die Sonne will, möchte Gudrun lieber zu Hause bleiben. „Ich erwarte ein Ei!“

Es ist die Premiere eines freien Produk­ti­ons­teams, das Komik für die Kleinsten (ab vier Jahren) auf hohem Niveau zu insze­nieren weiß. Das (mehr­heit­lich erwach­sene) Publikum im ausver­kauften Saal genießt kichernd Compes’ und Dahl­haus’ Spiel, nein Verkör­pe­rung der Freundinnen-Hühner in ihren Tütü-Federkleidern. Alles passt, alles sitzt, von der Zirkus-, Stummfilm-Musik mit Piano, Bass oder Xylo­phon von Stefan Wiegand bis zur liebe­vollen Ausstat­tung von Marcel Weinand, dessen häus­liche Truhe mal eben einfach umge­dreht zum Boller­wagen für den Ausflug wird.

Oben­drauf thront Gudrun, wie eine Prin­zessin, das rosa Schirm­chen in der Hand drehend, eben hat sie das Ei entbunden. Das nutzen die beiden zum Hühner-Philosophieren. „Wo kommen wir her, was war zuerst da, Huhn oder Ei?“ Der Text kommt mit genau dosiertem Sprach­witz daher, kein Wort ist zu viel. Sprech-Timing, Laut­ma­lerei, (Huhn)Bewegung und Dynamik der beiden Schau­spie­le­rinnen begeistern.

Grad noch haben sie sich gestritten, Gudrun und Heidrun - wie schon in „ERNEST oder wie man ihn vergisst“ im vergan­genen Jahr bekriegen sich Compes und Dahl­haus in einem kleinen Veits­tanz, nur diesmal als Hühner­paar. Laut­ma­le­risch oder wie Menschen mit Worten streiten sie. „Gleich werd ich fuchsig!“, faucht Heidrun, wenn Gudrun sich nicht endlich anzieht, damit es losgehen kann, über den Bach und die Fels­wand hoch. Und was hat Gudrun nicht alles für Einwände: zu kalt draußen, zu wenig Proviant im Haus und regnen könnte es auch.

Schließ­lich fügt sich Gudrun, die Ei-Mutter, zieht die Strick­jacke über und lässt sich im Wagen ziehen. Unter­wegs entdeckt sie den Himmel, das schöne Grün und ein Eich­hörn­chen. Plötz­lich vergisst sie jedes Risiko, wirft sogar den Schirm fort. Und dann ist es Heidrun, die Gudrun braucht. „Autsch, ich hab ein Hühner­auge.“ Gudrun, aller Sorgen entle­digt, strotz vor Tatkraft. Sie wickelt den Verband um Heidruns Augen. Falsch. Macht nichts, wird gleich geändert.

Auf der schönen Picknick-Wiese ist jeder Platz der beste. Apfel und Brot schme­cken köst­lich. Plötz­lich fängt es an zu tröp­feln. Sollte es doch noch regnen? Oje! „Und wenn schon!“ Denn das Vergnügen, draußen zu sein, teilen sie am Ende beide.

Text: Angela Dietz
Foto: Ellen Coenders